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Mittelalterliche Straßen, Schanzen und Grenzbefestigungen bzw. -markierungen heute
Die alte Landwehr bzw. “Kölsche Heck” entlang der ehemaligen Grenze zwischen Kurköln und Nassau ist auf Hilchenbacher Gebiet noch an zahlreichen Stellen sichtbar. Wir
haben dazu auf unseren Sites “Geschichte” bzw. “Dreiländereck” einiges an Wissenswertem zusammengetragen.
Aber auch die zahlreichen “Furchen” in der Landschaft, die sich weit
abseits ehemaliger Grenzen oftmals mitten im Wald oder endlang heutiger Wanderwege befinden, sind Relikte aus dem
Bild 2 Tief im Wald verborgen trifft man auf Relikte aus dem Mittelalter. An diesen
Stellen muss früher ein reger Verkehr geherrscht haben
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Mittelalter, die es zu entdecken lohnt. Unterhalb der Siedlung Lützel in Richtung Afholderbach befindet sich gar eine wahre “Museumslandschaft”, so zahlreich sind
hier die Straßen aus dem Mittelalter zu sehen. Aber auch von Müsen bzw. Hilchenbach in Richtung Brachthausen, von der Ginsberger Heide in Richtung Kronprinzeneiche bzw. oberhalb des
Burgseifen in Richtung Wittgenstein sind solche mittelalterlichen Verkehrswege zu finden. Endgültig angeregt durch eine “sinnliche Wanderung”, die zur Eröffnung des Rothaarsteigs unter dem
Thema “Neben der Spur - Mittelalterliche Straßen am Rothaarsteig” von Rüdiger Grebe aus Bad Berleburg sehr sachkundig durchgeführt wurde,
haben wir uns diesem Thema gewidmet und es in Wort und Bild hier dokumentiert. Im Laufe der Zeit ist es durch Literaturbelege und durch Begehungen im Gelände rund um Hilchenbach zum heutigen Umfang angewachsen
“Straßen, einerlei ob Landstraßen, natürliche oder künstliche Wasserwege oder Eisenbahnlinien, haben für ein Landschaftsgebiet
Bild 3 Regelrechte Wegekreuze sind hier zu sehen, auch wenn die mittelalterlichen
Straßen, die sich hier kreuzen, nicht aus der gleichen Zeit stammen. Die älteren sind vorn als Mulde zu erkennen und queren die von links unten nach rechts obern verlaufende neuere Straße,
die viel tiefer in die Landschaft eingefahren wurde
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dieselbe Bedeutung wie Nervenstränge und Blutbahnen für den menschlichen Körper. Je zahlreicher und besser sie sind, desto kräftiger regt sich das Leben im Körper wie in
der Landschaft. Die Straßen dienen und dienten ja nicht nur der Ein- und Ausfuhr materieller Güter; in früheren Jahrhunderten boten sie die einzige Möglichkeit, befruchtende Anregungen und kulturelle Werte
weiterzuleiten und zu verbreiten, eine Aufgabe, die heute zum großen Teil Zeitungen, Bücher und Rundfunk übernommen haben (Anmerkung des Autors dieser Seiten: an das Fernsehen und an andere
Medien wie z.B. das Internet hat man da noch nicht so gedacht). [...]
Aber jedes Ding hat zwei Seiten, das gilt auch für die Straßen. Die um 1780 fertiggestellte Kunststraße vom Niederrhein nach Frankfurt, die das
Siegerland vom Kölschen Heck oberhalb von Krombach über Siegen und Wilnsdorf bis zur Kalteiche quert, brachte neben großen
Erleichterungen für den Bezug von Kohle und den Absatz der einheimischen Eisenerzeugung schon sehr bald viel unerwünschtes Kriegsvolk ins
Land und den von ihr berührten Ortschaften macherlei Drangsal, Erpressung und Zerstörung, die heute noch nicht ganz vergessen sind. “ So
schrieb es der im Jahr 1957 verstorbene Heimatforscher Hermann Böttger in einem Aufsatz “Alte Straßen im Siegerland” im Siegerländer Heimatkalender.
Die historischen Wege verliefen, wie es Weimann von Nicke zitiert, im Gegensatz zu den heutigen Straßen genau umgekehrt, nämlich längs
über die Höhen und quer durch die Täler. Heutige Straßen verlaufen genau umgekehrt, nämlich längs durch die Täler und quer über die Höhen.
Früher führten die Straßen auch gerade von Punkt A nach Punkt B den Berg hinaus oder herunter. Heutige Straßen im Bergland verlaufen in
Serpentinen den Berg hinaus bzw. hinunter. Man reiste früher nur, wenn es sein musste, der Verkehr war beschwerlicher und der Transport von
Gütern war keine leichte Sache. Kein Wunder also, daß man die Strecke so kurz wir möglich wählte. Ganz besonders im dünn besiedelten,
waldreichen, unübersichtlichen Gebirgsland orientierte man sich an der Luftlinie. Anhand von Wegrelikten kann man nachvollziehen, daß eine
frühere Fernstraße unmittelbar und zielstrebig die Richtung der Luftlinie zu ihrem Ziel einschlägt, das unsichtbar und fern hinter Bergen und
Wäldern liegt. Sie behält diese Luftlinie auch erstaunlich genau bei. Nicke beschreibt die Entstehung des Verkehrs schlüssig noch ausführlicher:
Der Verkehr begann mit Trampelpfaden. Überall wo der Weg einen Knick um die Ecke macht, der uns zu weit und zu lästig vorkommt,
entstehen Trampelpfade. Fußgänger waren schon immer zu faul zum Laufen unnötiger Umwege. Sie bevorzugten eine gerade Linie, auch wenn
sie bergan führt. Fußgänger meiden auch das Wasser, denn in nassen Schuhen läuft es sich nicht gut. Der Trampelpfad verläuft also auf
möglichst kurzem Weg und man muss auf ihm trockenen Fußes vorankommen. Wenn der Weg naß oder matschig wird, entsteht daneben ein
neuer. Niemand weiß mehr wann, aber so entstanden unsere Straßen. Im Laufe der Zeit wurden die Trampelpfade zu einer deutlichen Spur
durch die Landschaft. Es wuchs schon lange kein Gras mehr dort und so mancher Zweig und Strauch wurde abgebrochen. Es war eine schmale
Schneise entstanden. Dann haben Pferde, Ochsen und Kühe angefangen, den Menschen zu folgen oder ihre Lasten zu tragen bzw. zu ziehen.
Sie haben auf den Trampelpfaden ihre Spuren hinterlassen und den Boden durchgeknetet. Allmählich schien hier und dort der blanke Felsen
durch. Irgendwann wurde der erste zweirädrige Karren gefahren oder geschleift. Er hinterließ eine doppelte Spur, ein Gleis. Kleine Städte entstanden längs des Weges, Gasthöfe boten Übernachtungsmöglichkeiten für die Handeltreibenden. Es entstanden Fernhandelswege. Inzwischen hat auch der Landesherr gemerkt,
Bild 4 Das die “Straßen” auch heute noch sehr tief
sind, zeigt diese Aufnahme. Obwohl eine dicke Schicht Äste, Zweige und Blätter auf der verborgenen Spur liegt ist sie deutlich über zwei Meter tief (Zollstock = 2 Meter)
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was auf den Straßen los ist. Sie boten den fremden Kauf- und Fuhrleuten gegen Entgelt Geleitschutz.Und damit sie nicht auf den Gedanken verfallen, ihre Waren duch ein
anderes Territorium zu transportieren, läßt er sogar den Weg instandsetzen und eine Brücke über den Fluß bauen. Die Benutzung natürlich ab sofort gegen Zölle. Damit niemand es wagt, sich
an diesen Abgaben vorbeizumogeln, muss in regelmäßigen Abständen eine Kontrolle entlang der Straße stattfinden. Es muss ein Amtshaus, eine Burg, ein Landwehrwall bzw. ein Schlagbaum
angelegt werden. Es kann nicht schaden, an günstigen Standorten eine Stadt anzulegen, damit der Verlauf der Straße dorthin verlegt wird. In der Stadt ist Markt, es produzieren Handwerker
und andere Gewerbetreibende, man handelt und es bringt Geld ein, wenn man eine gute Fernstraße im Lande hat. Feindliche Heerscharen kamen
über die Landstraße und haben viel Schaden angerichtet. Man muss die Straße und ihre Anwohner künftig also besser schützen um sich seine Steuerzahler zu erhalten. Dazu muss der Landesherr Präsenz zeigen.
Eine Burg wird gebaut die weit ins Land hinein schaut und Macht ausübt. In ihrem Schutz entsteht eine neue Stadt, ein neuer
Verkehrsknotenpunkt. Mittlerweile hat man in den abgelegenen Tälern damit begonnen, Eisen mit Hilfe der Wasserkraft zu schmieden. Es läßt
sich gut mit Gewinn verkaufen, jedoch werden gute Verbindungen zu den Straßen benötigt, die oben auf der Höhe entlang führten. Dann
mussten neue Straßen gebaut werden, die mit scheren Fahrzeugen befahren werden konnten und die möglichst wenige Steigungen aufwiesen.
Ab nun folgte man dem Tal mit den Straßen. Seitenbäche mussten überbrückt, viele nasse Auen mussten trockengelegt und die Straßen
mussten auf festem Fundament gegründet werden. Wir sind mit der Beschreibung der Geschichte im Straßenbau nun im 19. Jahrhundert
angelangt. Die alten Höhenstraßen hatten ausgedient und heute, wieder um gut zweihundert Jahre später, hat man die Spuren der alten Straßen
fast vergessen, sie sind überwachsen, zu Waldwegen geworden oder ganz verkommen oder zerstört. Einem geübten Auge verrät die Landschaft
aber heute noch, daß man auf der Spur einer alten Straße ist. Der auf den alten Straßen inmitten heutiger
Bild 5 Wie tief die Straßen auch heute noch sind, zeigt die
Aufnahme mit einem Kind als Größenvergleich, wobei das Kind ca. 1.48 cm groß ist. Hier ist die Spur also deutlich tiefer als 2 Meter in die Landschaft eingegraben
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ruhiger Wälder früher allgegenwärtige Schmutz, Lärm und Schweiß von schimpfenden und fluchenden, angestrengt arbeitenden Fuhrleuten, Lehm, Schlamm vermittelt uns das
Bild vom frühreren Verkehr auf mittelalterlichen Straßen. Und das ist sicher auch in und um Hilchenbach nicht anders gewesen.
Der Unterhaltung und Befestigung der Landstraßen widmete man im gesamten Mittelalter keine Aufmerksamkeit. Daher war es
ummöglich, mit den Straßen den Tälern zu folgen, da man die damals regelmäßig feuchten und sumpfigen Täler hätte entwässern und befestigen müssen und zahllose Bäche und Seitenbäche hätten über
befahrbare Furten oder Brücken überquert werden müssen. Ebenso wenig konnte man über weitere Strecken schräg am Hang entlang oder hangparallel fahren, wie wir es heute kennen. Dazu hätte man die Wege
ebenfalls befestigen müssen damit sie nicht abrutschen. Hangwege sind nur mit einer festen Fahrbahndecke möglich. Bei fehlender
Unterhaltung muss die Straße selbst in der Lage sein, sich in einem einigermaßen benutzbaren Zustand zu erhalten. Man machte sich die
Arbeitskraft des abfließenden Wassers zunutze, indem man die Wege über die Höhen führte und auch steile Anstiege nicht scheute. An jedem Anstieg bildeten sich mit der Zeit Hohlwege, die sich tief in den Boden eingruben und bald den Felsen erreichten. Dort hatte man nicht nur festen
Grund, also eine natürliche Pflasterung,
Bild 6 Diese Aufnahme zeigt ebenfalls an dem
Größenvergleich mit dem Kind und dem Zollstock (2 Meter), wie tief sich die Räder früher in die Landschaft eingegraben haben. Das Kind steht in einer der durch die Räder geformten
Furche in der Spur
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sondern bei Regengüssen funktionierte auch stets die automatische Reinigung. Bei Fernwegen konnte man also nicht anders, als den Höhen zu folgen.
Im Hilchenbacher Raum hat sich im Mittelalter kein über das Handwerk und über das eisenerzeugende und eisenverarbeitende
Gewerbe hinausgehendes für den überörtlichen Markt produzierendes Gerwerbe entwickelt. Die Zufuhren aus weiter entfernt liegenden Gebieten wurden durch die hohen
Transportkosten behindert oder sogar verhindert, wenn man einmal von geringen Mengen an Getreide ab, die als Rückfracht beim Eisenexport
herangeschafft werden konnten. Da eine Stadt oder ein anderer Ort mit Marktrechten im Hilchenbacher Raum fehlte, entwickelte sich kein eig entl icher selbständiger Handelsstand
Bild 7 Der Ausschnitt mit dem Zollstock belegt, daß die
Spur gut 70 cm tief ist. Die Stelle dürfte bei üblichen Raddurchmessern von ca. 180 cm hart an der Grenze der Passierbarkeit gewesen sein. Durch Klick auf das Bild erhalten Sie
eine Vergrößerung des Bildes
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. Außerdem blieben die Verkehrsverhältnisse ausgesprochen schlecht. Trotz der zahlreichen und schweren Fuhren mit Holzkohle und Eisen kam es nicht zu einem systematischen
Straßenbau, etwa mit dem späteren Chausseebau vergleichbar, der sich auf die Verminderung des Rollwiderstandes konzentrierte. Quellen berichten, dass die Höhenwege im Siegerland in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts noch benutzt wurden. In der zweiten Hälfte verlagerte sich der Verkehr mehr und mehr in die Täler, deren Sümpfe nach und nach
trockengelegt und in fruchtbare Wiesen umgewandelt worden waren. Alte Landkarten aus der Zeit um 1720 zeigen, daß die Fernstraßen über die Höhen aufgegeben worden waren.
Auf zweirädrigen Karren transportierten die Gespanne Holzkohle aus dem waldreichen Wittgensteiner Land bzw. aus Kurköln in das Siegerland.
Neben der (unter anderen Straßen) auf unserer Site “Geschichte” beschriebenen Straßen von Hilchenbach nach Brachthausen und Kirchhundem
und weiter ins Lennetal nach Norden gab es seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert eine Straße aus dem Wittgensteiner Land, über die man im
Siegerland Holzkohle bezog. Funde an solchen Straßen belegen das. Zuvor war der Weg nach Osten für den Hilchenbacher Raum weniger interessant. Der größte Teil der im nördlichen Wittgensteiner Land bei Erndtebrück, Berleburg und aus
Bild 8 An dieser Stelle teilt sich die alte
Chaussee in eine aufwärts und in eine abwärts führende Spur. Hier konnten die Fuhrwerke - was früher nicht überall möglich war - überholen
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Gebieten an der nördlichen Eder produzierten Holzkohle wurde durch das Benfetal aufwärts (mit Querung der Eisenstraße am Parkplatz Ederquelle) am heutigen Forsthaus
Hohenroth entlang auf Netphen zu und dann in das Gebiet um Siegen und um Eiserfeld transportiert. Der Name “Kohlenstraße”, die auch
heute noch zu sehen ist, bürgerte sich für diesen Weg ein. Zudem gab es eine Straße von Wingeshausen nach Hilchenbach, die an der Ferndorfquelle vorbeiführte.
Lange Wagenzüge müssen es seinerzeit gewesen sein. Insgesamt sollen von den etwa 10.000 bis 12.000 Wagen Holzkohle, die im
Siegerland gegen Ende des 18. Jahrhunderts jährlich benötigt wurden, etwa ein Drittel aus dem Siegerland selbst, etwa 2.000 Wagen aus dem
Wittgensteiner Land und 4.000 bis 6.000 Wagen aus dem Kurkölnischen gekommen sein, so daß letztlich das Kurkölnische eine zentrale
Bedeutung für die Versorgung der Eisengewerbe im Siegerland mit Holzkohle zu dieser Zeit hatte. Seit der Ansiedlung der Hütten (Windöfen) und Hämmer in den Tälern mit Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb der riesigen Blasebälge für die Eisenhütten und Schmiedehämmer im späten Mittelalter hatte das Eisengewerbe einen riesigen Bedarf an
Holzkohle. Allein in Wittgenstein sollen bis zu 6.000 Wagenladungen
Bild 9 So oder so ähnlich sahen vermutlich
früher die zweirädrigen Karren aus, mit denen die Holzkohle transportiert wurde. Diese Abbildung stammt von einer der neuen Informationstafeln in der Nähe der Ederquelle
am Rothaarsteig
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Holz gekohlt.
Die in Bild 3 dargestellten “Wegekreuzungen” sind in Wahrheit mittelalterliche Straßen aus unterschiedlicher Zeit, wobei die von links nach
rechts unten verlaufenden nicht so tief in die Landschaft eingekerbten Straßen die älteren sind (ca. 16. Jahrhundert). Zu der Zeit nahmen die
Fuhrwerke den Direktanstieg. Wenn eine Spur zu tief geworden war, da die Wege nicht befestigt wurden, so suchte man sich einfach eine neue daneben.
Die in Bild 3 deutlicher zu sehende und sehr viel tiefer in die Landschaft eingegrabene Straße, die im Bild von unten nach oben verläuft, ist neueren
Datums und etwa aus dem Ende des 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gab man die Naturwege mehr und mehr auf und es wurden planmäßig
Chausseen gebaut. Führten die älteren Naturstraßen noch - wie ausgeführt - steil bergauf um von Punkt A nach B zu kommen, so verliefen die neueren
“Kunststraßen” in Serpentinen durch die Landschaft (siehe Bild 11). Aber auch bei der hier dargestellten Chaussee gab es noch keine befestigten
Wege. Auch diese Straßen gruben sich im Laufe der Zeit immer tiefer in die Landschaft ein.
Die in Bild 5 zu sehende Chaussee aus dem 18. Jahrhundert, die
unterhalb der
Siedlung Lützel liegt, verläuft in Serpentinen durch ein Spurenfeld älterer mittelalterlicher Straßen (siehe Bild 11) und ist teilweise 5 Meter eingetieft.
Untersuchungen einer Gruppe der Universität Siegen ergab nach Ausgrabung dieser Spur bis auf die Sohle, daß die Wagen eine Spurweite von ca. 1,80 Meter gehabt haben. Der Durchmesser
der Räder waren etwa um 1,60 Meter. So große Räder laufen auf unebenen Wegen ruhiger und leichter und ihre Achsen ragen auch dann noch über den Boden, wenn die Gleise bis zu 60 oder
70 cm tief ausgefahren (hohlgefahren) sind. Nicke bezeichnet diese Maße aufgrund zahlreicher Freilegungen von Fahrspuren als normal. Das zeigen die in Bilder 5 und
6 hier angestellten Größenvergleiche. Die Karren hatten wohl nur eine Achse. Die Abbildung 9 zeigt eine Zeichnung die darstellt, wie vermutlich diese Karren früher ausgesehen haben.
Nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo man die Spur bis auf die Sohle ausgegraben hat, befindet sich ein Abzweig (siehe Abbildung 8).
Dort konnte der bergauf- und der bergabfahrende Verkehr aneinander vorbeifahren. Woanders war das nicht möglich. Bemerkenswert ist, daß die
Fahrspuren, die den bergabwärts fahrenden Verkehr aufnahmen, wesentlich tiefere Spuren aufweisen. Gibt
Bild 11 Hier ist die Kehre einer der in
Serpentinen angelegten neueren Chaussee (siehe vorstehende Ausführungen) deutlich zu erkennen
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es nur eine Spur so ist diese an Steigungen oftmals tief ausgefahren und häufig gibt es viele parallele Spuren, da eine
neue parallele Spur benutzt wurde, sobald die Fahrspuren so “hohl” gefahren waren, daß die Achse der Wagen aufsetzte. Das kommt
daher, daß früher Bremsen an den Holzkarren noch unbekannt waren und daß bei der Talfahrt wegen der schweren Last, die ins Tal drückte, einfach die Räder
blockiert wurden, so daß die Karren auch bergab wie ein Schlitten gezogen werden mussten, ohne allerdings eine gleitende
Schneeunterlage zu haben. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Arbeit die Fuhrleute besonders mit den Abstiegen aber auch mit
den Anstiegen hatten. Wie sie sich in die Speichen hängten, um den Wagen zu bremsen bzw. wie sie Stangen zwischen die Räder steckten
oder Schleifgewicht e an den Wagen hängten,
Bild 12 Ein Bild aus dem Römisch-Germanischen Museum in Köln von dem Nachbau
einer Kutsche aus der Römerzeit zeigt das Prinzip, wie bis ins Mittelalter hinein ein Wagen bei der Fahrt bergab durch blockierte Räder gebremst wurde.
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um damit die Räder zu blockieren und mithin zu bremsen. Kräftige Zweige oder Stämme wurden am Karrenende angekettet. Diese beschwerte man je nach Gefälle und
Gegebenheit noch mit dicken Steinen. Sie schleiften nun über den Erdboden und ersetzten die spätere Bremse. Hierdurch wurde sehr viel Geröll mit ins Tal gerissen, so dass
am Ausgang der Hohlwege sich Erdmassen anhäuften. Aber auch Regenmassen haben immer wieder Erde und Steine ins Tal gefördert und somit die Strecken weiter ausgewaschen.
Was Wasser für eine Kraft hat kann man bei einem starken Sturzregen beobachten.
Eine Aufnahme (Bild 12) von einem Nachbau eines
römischen Wagens, der im Römisch-Germanischen Museum in Köln ausgestellt wird, zeigt das Prinzip, daß auch im Mittelalter noch praktiziert
worden sein muss, ganz deutlich, auch wenn es sich hier um ein vierrädriges Gefährt zum Transport von Passagieren handelt und nicht um eine zweirädrige Transportkarre.
Die Steilanstiege waren dagegen deutlich harmloser, denn die dazu nötige Kraft konnte man im Form von Vorspanntieren verstärken. So wurden
Vorspanntiere, also zusätzliche Pferde oder Ochsen, nicht nur für die bergaufwärts fahrenden Wagen benötigt, sondern wohl auch oder gerade
für die bergabwärts fahrenden Karren da ein Wagen mit blockierten Rädern auch bergab häufig gezogen werden musste. Man kann sich
vorstellen, daß auch die
Bild 13 Fortschritt im Wegebau - Eine künstliche Steindecke verhinderte das
Einfahren von Gleisen die zuvor die Straßen häufig unbrauchbar machten - Hier ein Blick auf die hier beschriebene “Kohlenstraße”
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Ladung häufig verschoben werden musste. Beim Anstieg lag sie vorn auf dem Wagen, damit das Zugtier sich auf den Schultern hatte da so die
Zugkraft besser wirkt. Beim Abstieg lag sie hinten, damit sie dem Zugtier nicht zusätzlich auf die Schultern drückt. Im ebenen Gelände sollte
sie mehr in der Mitte liegen, damit die Räder und nicht die Deichsel die Last tragen. Bei von Vorspanndiensten - zwischen Hilchenbach und
Brachthausen gibt es heute noch am Ende des Anstiegs eine so genannte Vorspanneiche, in deren Nähe früher weitere Zugtiere vor die Wagen gespannt wurden -
kamen die Hilchenbacher Fuhrleute ins Spiel. Sie stellten den Vorspann, also zusätzliche Zugtiere wie Pferde aber wohl vor allem Ochsen, mit
deren Hilfe man dann die Berge hinauf oder hinab kam. Der Transport war wegen der schwierigen Verhältnisse und der vielen Zölle teuer, so
dass die Karren bis an die Grenzen beladen wurden. Steile Ab- oder Anstiege waren dann ohne fremde Hilfe nicht mehr zu schaffen. Diese
Dienstleistung war natürlich nicht kostenlos. Die Händler und Fuhrleute mussten für die Dienstleistung bezahlen. Hilchenbach hat aber auch als
Rastplatz gedient, in dem es Gasthäuser und Schenken gab. Wenn man all dieses sieht, haben es heutige Fuhrleute sicher sehr einfach.
Unterwegs mussten die Fuhrleute bei längeren Transporten mit allerhand Pannen und Zwischenfällen rechnen. Dazu gehörte weniger das
Steckenbleiben im Schlamm oder die lange Warterei vor einer Furt, die vom Hochwasser versperrt war. Ein Radbruch war da schon erheblich
ärgerlicher, denn er kostete nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Schmiede und Wagenbauer waren fast überall zur Hand, sie lebten entlang der
Straßen von dem Verkehr. Es konnte aber auch noch schlimmer kommen. Wenn sich ein Zugtier verletzte oder sich in den ausgefahrenen
Wegspuren die Knochen
Bild 14 Ein schöner mittelalterlicher Weg, der
von der Ginsberger Heide abwärts zur Kronprinzeneiche führt. Dieser Weg weist auch einige Abflußrinnen auf, die wohl früher zur Entwässerung der Fahrspuren
dienten
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brach, dann war oft nicht nur die Fahrt zuende sondern auch das Geschäft. Dazu kam die früher übliche Angst vor Überfällen wenn man vor
Einbruch der Nacht den Weg bis zur nächsten Herberge oder Ortschaft nicht mehr geschafft hatte. Mangels paralleler bergauf- und
bergabführender Fahrspuren führten oft zu einem Gerangel um die Vorfahrt. Wenn der Fuhrmann in einen engen Hohlweg einfuhr, musste er mit
seiner Peitsche ein Signal geben oder einen lauten Pfiff von sich geben. Wenn noch jemand in dem Abschnitt unterwegs war, dann gab er Antwort und zwar so, daß
der Andere verstand, ob er warten musste oder weiterfahren konnte. Wer zuerst kam hatte Vorfahrt, obschon es deswegen viel Zankereien
gegeben hat und es sollen sich Fuhrleute deswegen verprügelt haben. Auf jeden Fall musste aber einer zurücksetzen, da die Wege zu schmal
waren und für ein Wendemanöver waren die Wege auch zu schmal. Wenn man sich also Hals- und Beinbruch wünschte dann hatte das
seinen Grund. Öfters kam es auch vor, dass die Postkutsche in den von Regen aufgeweichten Strecken stecken blieb. Es mussten dann die
Anwohner mit ihren Pferden oder Ochsen heranrücken und die Karre wieder aus dem Dreck ziehen. Das heute noch verwendete Sprichwort, man muss die Karre wieder aus dem Dreck ziehen, ist hierdurch entstanden.
Funde in alten Spuren ergaben, daß hier im Raum Hilchenbach in der Tat im Wesentlichen Holzkohle auf ochsenbespannten Karren unterwegs
war. Zu der Zeit wurden Pferde wohl eher auf längeren Strecken eingesetzt, wo der Transport dann mehrere Tage dauerte. Die umfangreichen Transporte innerhalb des Raumes Hilchenbach an Eisenerzen, Eisen, Holzkohle, Häuten, Lohe und Leder wurden nicht oder nur ausnahmsweise
von hauptberuflichen Fuhrleuten ausgeführt. Meistens waren die Landwirte mit ihren
Bild 15 Sie können hier
eine der Entwässerungsrinnen erkennen, auch wenn die tatsächliche Fahrrinne (quer im Bild verlaufend) später noch sehr viel tiefer ausgefahren wurde
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kleinen Flächen in der Lage, den überwiegenden Teil der Fuhrleistungen nebenbei zu erbringen, was teilweise auch mit Kuhanspannung geschah, da
die Pferdehaltung wegen des Futteranspruchs auch zu aufwendig war. Für längere Wege war die Kuhanspannung allerdings ebensowenig
geeignet wie für eine fast ständige, d.h. tägliche Nutzung der Zugtiere. Hier wich man dann teilweise auf Ochsenanspannung aus, da dabei
die Vorteile der Fütterung (Weide) beibehalten werden konnten. So holten 1770 Fuhrleute mit Ochsengespannen
Roheisen aus der Hütte Gosenbach, westlich von Siegen, über die etwa 8 km lange Landstraße (hin und zurück etwa 16 km) nach Freudenberg,
aber auch aus Hainchen über die etwa 25 km lange Landstraße (hin und zurück 50 km). Im letzteren Fall war der doppelte Weg nicht an einem Tag zurückzulegen.
Besonderes Objekt von Schutzmaßnahmen waren aus dargelegten Gründen die Fernstraßen und die entlang des Weges postierten Zollstellen.
Für die meisten Wallanlagen - nicht für alle - ist eine mittelalterliche Entstehung anzunehmen, obgleich es einige frühgeschichtliche Wallanlagen
gibt. Bis zum beginnenden Hochmittelalter bestanden
Bild 16 Westlich vom
Grill- und Spielplatz am “Burgseifen” auf dem Weg von Helberhausen hinauf zur Ferndorfquelle sind mittelalterliche Straßen noch
deutlich zu sehen
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die Schutz- und Wehranlagen weitgehend aus Erdwällen mit vorgelagerten Gräben (siehe hierzu auch unsere Sites “Geschichte und “Dreiländereck”). Sie sind schwer zu datieren und häufig nicht professionell durch Grabungen untersucht
worden. Einge große Wallanlagen entstanden in der Latène-Zeit, also lange vor der Zeitenwende. Die Kelten haben große Anlagen
gebaut, die im Mittelgebirge immer und ausschließlich auf markanten und herausragenden Höhen liegen und
zudem durch steile Hänge einen natürlichen Schutz bieten und einen guten Blick in das weite Umland ermöglichen (z.B. die Alte Burg bei
Netphen). Sicherheit hinsichtlich der frühgeschichtlichen Erstellung kann man aber erst dann haben, wenn eindeutige Bodenfunde vorliegen. Frühe
B u r gen aus dem Hochmittelalter (11. bis 12. Jahrhundert)
Bild 17 Hier ein Weg,
der weder ein mittelalterlicher noch ein neuerer Weg ist. Es ist schlicht ein “Holzweg”, der dadurch entstanden ist, daß hier
Holzstämme aus dem Wald herausgeschleppt worden sind. Siehe unsere Ausführungen auf dieser Site
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sind sehr schlecht erhalten, das sie noch lange Zeit vorwiegend aus Holz erbaut waren oder schon früh wieder zugunsten anderer Anlagen
aufgegbeben und überbaut wurden.
Entlang der Straßen, konkret sowohl an den alten Fahrwegen aus dem 16. Jahrhundert, sind alte Landwehre zu erkennen, wo es für
die Fuhrleute keine Möglichkeit gab, an den Wegezollstellen früherer Tage vorbeizukommen, da Wälle und dichte Hecken den Weg abseits der
Fahrwege versperrten. Die Abbildung 10 zeigt auch den Rest eines runden Grundrisses einer solchen befestigten Wegezollstelle, an der
wohl auch ein “Bäumer” bzw. “Bäumener” seinen Dienst verrichtet hat.
Auch diese Befestigung findet man an der beschriebenen Stelle unterhalb der Siedlung Lützel. In der Nähe hat auf Netphener Gebiet eine alte
Burg “Graf-Gerlachs-Burg” gestanden, die diese Wegezollstelle vermutlich zu einer sicheren Stelle gemacht hat, an der mehrere Leute
abwechselnd
Bild 18 Ein Stück
mittelalterliche Straße wurde am Holzklauer Schlag freigelegt und am Tag des offenen Denkmals im Jahr 2001 der Öffentlichkeit präsentiert.
Deutlich zu sehen, daß die Trampelspur der Zugtiere nicht in der Mitte zwischen den beiden Spuren liegt
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und gesichert ihren Dienst verrichten konnten.
Der hauptsächlich in der sauerländischen Regionalforschung verwendete Name “Kriegerweg”
, der im Siegerland mitunter auch als Fählingsweg (da er zu den “Westfälingern” führt) bezeichnet
wird, wird für die vermutlich frühgeschichtliche Nord-Süd-Straße verwendet, die Siegen mit Soest verbindet (siehe auch die auf der Site “Geschichte”
beschriebene Straße von Holland nach Süddeutschland). Am östlichen Zweig des Kriegerwegs (mittelalterliche Straße von Siegen
nach Soest über Netphen die von Siegen bis Heinsberg zwei Alternativrouten aufwies, die in
etwa gleich lang und auch gleich schwierig zu meistern waren) stößt man auf recht alte Burganlagen, die zum Teil weitgehend in
Vergessenheit geraten sind. Entsprechend dürftig sind die Informationen. Auf Hilchenbacher Gebiet bzw. in der Nähe Hilchenbachs sind das die
“Ginsburg” und die sogenannte “Graf-Gerlachs-Burg” bei Lützel. Die Ginsburg ist eine hochmittelalterliche Anlage, die aber auch später noch benutzt und umgebaut wurde. Sie ist in urkundlichen Unterlagen erwähnt
und wird 1255 als “novum castrum” erwähnt. Sie ist eine klassische Adelsburg, die
Bild 19 ”Schanze”, also ein
Erdwall zum Schutz von Grenzposten im Mittelalter am Holzklauer Schlag - siehe Ausführungen im Text
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jedoch nicht feuerwaffentauglich war. Es erfolgte um 1500 zwar ein Umbau, aber sie war mititärisch überholt
(Feuerwaffen traten seit 1338 auf und waren 1395 bereits so effektiv, daß sie Burgen zerstören konnten). Der Standort der Ginsburg lag
außergewöhnlich günstig, was die Einflußnahme auf den Fernverkehr anging, kreuzten sich doch auf der Ginsberger Heide fast alle wichtigen
Fernhandelsstraßen, die aus dem Siegerland in nördlicher und nordwestlicher Richtung hinausführten. So berührt der
östliche Kriegerweg die Ginsberger Heide. Die Eisenstraße und die Rothaarstraße (Siegen-Paderborn über Netphen, Eschenbach,
Afholderbach hinauf zur heutigen Lützel-Siedlung - siehe auch weiter
unten die Ausführungen zur Graf-Gerlachs-Burg bei Lützel und zu den
hier auf dieser Site beschriebenen mittelalterlichen Straßen unterhalb Lützel-Siedlung) verlaufen hier ein Stück weit gemeinsam und nach
Osten zweigen Straßen nach Frankenberg/Fritzlar sowie nach Berleburg ab Wittgensteiner Straße (die Wittgensteiner Straße ist hier auch ein
Stück identisch mit der Rothaar- und der
Bild 20 Neben der Schanze (links im Bild) hier der
Grenzgraben (Bildmitte) und der Grenzwall (rechts im Bild) zu sehen, auch wenn im Laufe der Jahrhunderte der Wall weniger hoch und
der Graben weniger tief geworden ist
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Kriegerstraße). Eine neuralgische Stelle des Fernverkehrs damals die man gut im Auge behalten musste und notfalls absperren wollte.
Die “Graf-Gerlachs-Burg” lag zwischen Lützel
-Siedlung und (den heutigen Ortsteilen von Netphen) Sohlbach/Afholderbach. Dort ersteigt der östliche Zweig des Kriegerweges die steile
Höhe durch ein sehr enges Tal hinauf zur Ginsberger Heide (die oben beschriebenen
mittelalterlichen Straßen verlaufen dort in unmittelbarer Nähe und führen von Sohlbach/Afholderbach herauf nach Lützel-Siedlung). Die Stelle
wurde geschickt für die Anlage eines kleinen Festungswerks genutzt, wobei der eigentliche Name nicht mehr bekannt ist. Schriftliche
Zeugnisse fehlen ebenfalls. 1974 erfolgte eine gezielte Grabung, die aber
außer einem Fundament aus Stein nicht viel erbrachte.
Bild 21 Hier die Skizze von dem ehemaligen Grenzübergang
mit 1 = Infotafel, 2 = Wall, 3 = Graben, 4 = Schanzen, 5 = alter Grenzstein von 1690, 6 = neuer Grenzstein, 7 = neuer Schlagbaum in
nassau-oranischen Farben, 8 = “Gebück” (Landhecke wird noch angelegt), 9 = mittelalterliche Fernstraße 10 = Hohlwege. Die
Fernstraße zum Niederrhein (9) ist nicht mehr im Originalzustand. Hier wurde ein Waldweg angelegt
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Es handelte sich um eine Burg mit Ringmauer, an dessen Innenseite sich die Gebäude
befanden. Vermutlich war vieles an der Anlage aus Holz, aber am Fuß des Hanges findet man eine Halde aus Steinen, die wohl aus dem Bau stammen dürften.
Die Anlage gehört zu den vergessenen Burgen des Siegerlandes und ist in topografischen Karten nicht vermerkt. Es gibt jedoch kaum ein besseres Beispiel
für die Wirksamkeit, mit der man eine im engen Tal vorbeiziehende Straße absperren und beobachten kann. Selbst eine kleine Burg-Besatzung war in der
Lage, dort den Verkehr zu unterbrechen. Die Burg war vermutlich keine nur zeitweilig benutzte Warte, sondern bewohnt. Gefundene Spinnwirtel lassen auf
die Anwesenheit von Frauen schließen. Zeitlich muss
die Anlage dem Hoch- oder Spätmittelalter zugerechnet
werden. Interessanterweise ist 1463 von einem “Turmhüter” zu Afholderbach die Rede, der möglicherweise ein Insasse der kleinen Burg war.
Neben den Burgen wurden die Grenzen, Ortschaften und Zollstellen mit Landwehren und Schlägen
gesichert, deren Entstehung ebenfalls im Mittelalter anzusiedeln ist. Wie auf unserer Site “Dreiländereck” bzw. “Geschichte” dargestellt, wurde durch Anlegen einer dichten Hecke aus
Dorngebüsch (hier im Siegerland “Kölsche Heck”
Bild 22 Ein Vergleich dieses
Grenzsteines am “Holzklauer Schlag” mit dem auf Hilchenbacher Gebiet an der Dornbruch-Wigrow oder anderen Grenzsteinen
auf Hilchenbacher Gebiet zeigt (siehe auch weiter unten), daß die Grenzsteine entlang der Kölschen Heck
“durchnumeriert” waren
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genannt - siehe hierzu die Site “Dreiländereck”) und einem Wall mit Außengraben ein Schutzgürtel gegen plötzliche und
unverhoffte Überfälle durch feindliche Nachbarn und durch durchziehende Heerscharen und Räuberbanden angelegt. Auch um Ortschaften herum
gab es häufig solche Landwehren. Plünderer konnten an der Flucht gehindert werden. Überhaupt war es wohl vor allem der Zweck einer
Landwehr, jemanden am Vorankommen zu hindern. Für Fußgänger, Reiter und Wagen waren die Landwehren undurchdringliche Hindernisse und
daher genügte es in der Regel, die Durchgänge der Landstraßen und Wege durch die Landwehr entsprechend auszubauen, zu befestigen und zu
bewachen. Landwehren wurden also angelegt, um Ortschaften oder Territorien zu sichern, aber auch um Straßen oder deren Durchlässe an
Schlägen zu sichern. Gräben und Wälle dienten als Verstärkung in dazu besonders geeignetem Gelände, vor allem auch in der Nähe
durchziehender Landstraßen. Durchlässe waren durch Schlagbäume (Schläge) verriegelbar. Sie wurden geschlossen und bewacht, wenn es zu
Konflikten kam. Ein weiterer Zweck der Landwehren war es, die Benutzer der Landsraßen zur
Benutzung der Zollstellen zu zwingen und so treten die alten Zollstätten fast immer an den
ehemaligen Landwehren auf. Je bedeutender die Landstraße früher, desto größer und wehrhafter der Schlag. Das gilt auch für Schläge an der
kölschen Heck, die insgesamt über 100 km lang war und bis heute viele Spuren hinterlassen hat.
Am heutigen Rothaarsteig in der Nähe der Ederquelle ist dann anhand der Kohlenstraße noch ein weiterer Fortschritt im Wegebau erkennbar
(siehe Bild 13). Eine künstliche Steindecke verhinderte das Einfahren von Gleisen, die zuvor - wie hier dargestellt - die Straßen nach einiger Zeit
unbrauchbar machten, auch wenn die Steindecke auf dem genannten Bild erst später entstanden ist.
Der aufmerksame Wanderer oder Radwanderer erkennt heute noch an zahlreichen Stellen auf Hilchenbacher Gebiet diese Naturzeugen und
Überbleibsel mittelalterlichen Straßen. Auch westlich und oberhalb des Grill- und Spielplatzes “Burgseifen” kann man bereits vom heutigen Weg,
der von Helberhausen über den “Burgseifen” hinauf zur Ferndorfquelle führt und der zum großen Teil identisch ist mit dem Zugangsweg von
Hilchenbach über Helberhausen zum heutigen Rothaarsteig, sehr gut solche mittelalterlichen Staßen erkennen. Auch hier sind Serpentinen in
der Wegeführung noch heute deutlich zu erkennen. Auch hier ist es sicherlich in vergangenen Jahrhunderten deutlich lauter zugegangen. Es ist
ein Teil einer alten Straße von Hilchenbach nach Wingeshausen. Auf dem ehemaligen und noch heute gut sichtbaren Weg von Müsen nach
Brachthausen, der über den Merklinghäuser- bzw. Müsener-Schlag führte (Merklinghausen ist ein früherer Ort in der Nähe von Müsen, ist heute
eine Wüstung - siehe unsere Sites “Dreiländereck” und “Geschichte”) in der Nähe der Dornbruch Wigrow (siehe unsere Ausführungen an andere
Stelle auf dieser Site - Klicken Sie bitte hier um sie zu lesen) sind ebenfalls zahlreiche gut sichtbare und markant in die Landschaft
eingegrabene mittelalterliche Straßen zu bewundern. Durch das beschriebene Verlegen der Straßen in die Täler liegen sie heute fernab der
heutigen Straßen.
Wer allerdings nun glaubt, in jeder Furche im Wald gleich eine mittelalterliche Straße zu erkennen, ist sehr schnell auch mal “auf dem Holzweg”
. So nennt man die Spuren, die oftmals im Wald zu finden sind und die durch die
Holzabfuhr aus dem Wald entstanden sind. Durch das über den Boden schleifen der
Stämme sind Spuren bzw. Wege entstanden, die vermeintlich in den Wald und dann
irgendwohin führen. Sieht man diese, in Abbildung 17 frisch entstandenen und
fotografierten Spuren nach einigen Jahren, so weisen sie sehr viel Ähnlichkeit mit einem
Waldweg auf. Folgt man dann einer solchen Spur, so endet dieser Weg dann unversehens
Bild 23 Der F-Stein ist aus einem
sehr viel weicheren Gestein und ist auch bereits einmal repariert worden. Die zierenden Zeichen Kurkölns und Nassaus fehlen
hier auch völlig
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irgendwo im Wald. Der Wanderer ist hier dann auf dem sprichwörtlichen
“Holzweg”. So ist wohl auch diese Redensart entstanden, wenn jemand sich auf dem falschen Weg befindet.
An einem anderen Ort an der “Kölschen Heck”, am
“Holzklauer Schlag”, einem ehemaligen Grenzübergang zwischen dem ehemals nassauischen Ort und heutigen
Freudenberger Ortsteil “Oberholzklau” und dem ehemaligen kurkölner Ort und heutigen Ortteil der Gemeinde Wenden
“Hünsborn” ist am 9.9.2001 anläßlich des Tages des offenen Denkmals ein sehr
schöner Platz eröffnet worden. Dieser Ort ist ca. 20 km von Hilchenbach entfernt. In
unmittelbarer Nachbarschaft findet man dort eine freigelegte mittelalterliche Straße,
einen Hohlweg (siehe Bild 18), einen Grenzübergang mit Grenzstein und einer freigelegten “Schanze”, also einen Erdwall zum Schutz der “Bäumer” bzw. “Bäumener”
und anderer an der Grenze tätigen Menschen, einen Grenzwall und einen Grenzgraben. Zudem wurde dort symbolhaft ein Schlagbaum in
den nassauischen Farben aufgestellt. Ein ziemlich großes Stück mittelalterlicher Landstraße zeigt auch hier
deutlich, wie tief die Räder sich in den Bergrücken
Bild 24 Die Rückseite des F-Steines zeigt deutlich
den Unterschied des Materials und der Handschrift des “Herstellers” des Steins im Vergleich zu den anderen hier
dargestellten. Auch die Beschädigung und die Reparaturstelle ist hier deutlich zu sehen. Da der F-Stein hier mit Vorder-
und Rückseite dargestellt ist, kann man sehen, daß der Riß quer durch den Stein gegangen ist
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eingegraben haben. Die Furchen sind dort nicht ganz so tief eingegraben und auch seitlich nicht so
ausgefahren wie oben dargestellt, aber auch hier läßt sich deutlich erkennen, wie die Wagen beschaffen sein mussten.
Zudem ist hier ein Trampelpfad, der sicher von den Zugtieren in die Landschaft getrampelt wurde, deutlich zu sehen. Der
Trampelpfad befindet sich jedoch nicht in der Mitte des Weges. Möglicherweise waren die Zugtiere nicht mittig vor den Wagen
gespannt. An der Enge des Weges läßt sich erkennen, daß die Fuhrwerke wohl vorwiegend einachsige Gespanne gewesen
sein mussten, da für größere zweiachsige Fuhrwerke kein Platz war. Begegnungsverkehr kann es an dieser Stelle auch
nicht gegeben haben. Entweder ist das irgendwie geregelt worden, wer wann bergauf oder bergab fahren durfte oder es
gab eine separate Strecke für den bergauf- bzw. bergab- fahrenden “Verkehr”.
Da dieses Denkmal nahezu unmittelbar an der Straße von Oberholzklau nach Hünsborn frei zugänglich ist, sei es jedem empfohlen, der die Überbleibsel aus der Vergangenheit
einmal betrachten möchte, da die Orte auf dem Gebiet der Stadt Hilchenbach schwieriger zu
finden sind und auch nicht so deutlich freigelegt sind. Der Schaukasten dort enthält zudem zahlreiche Informationen (siehe Bild 21)
Der nebenstehende Grenzstein am “Holzklauer Schlag”
Bild 25 Nur noch sehr
undeutlich ist auf dem G-Stein, der nur wenige hundert Meter vom F-Stein entfernt steht, das Zeichen Kurkölns und die
“laufende Nummer” des Steins zu erkennen. Die abweichende Handschrift des “Herstellers” des
Grenzsteines ist deutlich zu erkennen
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zeigt, daß entlang der “Kölschen Heck” die Grenzsteine “durchnumeriert” waren. Wenn man das
nebenstehende Bild mit dem Bild des Grenzsteines auf unserer Site “Geschichte” oder “Dreiländereck” vergleicht, sieht man daß
die unterhalb des Textes “Collen” stehenden Buchstaben eine solche Numerierung bedeuten. Trägt der Grenzstein an der
Dornbruch-Wigrow (lt. Gustav Siebel “Müssener Schlag” bzw. nach Erich Philipp Ploennies, der 1717 bis 1726 eine Vermessung
des Siegerlandes vorgenommen hat “Merklinghäuser Schlag“) auf
Hilchenbacher Gebiet deutlich sichtbar ein “P” auf der Seite mit
dem Text “Collen” so steht auf dem Stein am “Holzklauer Schlag”
ein NN eingemeißelt. Auch hier steht auf der Rückseite noch deutlich sichtbar ein “Nassaw” eingemeißelt. Die Zählung fängt an
der Wittgensteiner Grenze an, wo der Stein A steht; es folgen die Steine B, C usw. Den
Stein Z findet man südwestlich von Welschen Ennest. Ab da hat jeder Stein zwei
Buchstaben, AA, BB, CC usw. Der letzte Stein mit PP steht an der Grenze bei Hühnerkamp
, wo Nassau, das kurkölnische Herzogtum Westfalen und Wildenburg aneinanderstießen.
Der erwähnte Grenzstein NN in Oberholzklau ist untersucht worden und besteht gemäß
einer Analyse aus Granit. Da es im Raum Hilchenbach wie im gesamten Raum des
Siegerlandes und benachbarter Gebiete kein Vorkommen von Granit gibt, so könnten die
Grenzsteine aus dem nicht so sehr weiten Odenwald kommen. Das würde dann sicher auch für einige Steine auf Hilchenbacher Gebiet so
Bild 26 Eindrucksvoll sind
auch heute noch die mittelalterlichen Straßen, die früher den Weg von Müsen nach
Brachthausen bildeten. Dieser Weg führte über den Merklinghäuser- bzw. Müsener-Schlag. Hier sind zwei parallele
Fahrspuren zu sehen
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sein, da sie gleich beschaffen scheinen. Andere Vorkommen des Gesteins Granit (z.B. im Brockenmassiv im
Harz, im Bayrischen Wald, im Schwarzwald bzw. in den Zentralalpen) sind wesentlich weiter entfernt.
Fakt ist jedoch, daß die Steine auf Hilchenbach sicher nicht alle aus dem
gleichen Gestein sind. Der Stein mit der laufenden Nummer F ist beispielsweise leicht
erkennbar aus anderem Gestein. Dieses Gestein scheint sehr viel
weicher zu sein. An einer Reparaturstelle sieht man, daß dieser Stein
auch bereits einmal durchgebrochen war. Auch fehlen diesem Stein die
barocken Zeichen von Kurköln und Nassau. Sie sehen aus den hier
dargestellten Bildern, daß dieser Stein auch wohl von anderer Hand angefertigt worden ist. In der Nähe der Albaumer Höhe stehen die Steine F
und G nur einige hundert Meter auseinander. Während der G-Stein den anderen hier dargestellten ähnelt - auch wenn die Oberfläche sehr viel
stärker verwittert ist und die barocken Zeichen nur noch ansatzweise zu erkennen sind, stammt der ganz in der Nähe stehende F-Stein sowohl
ein anderes Gestein als auch die Handschrift eines anderen “Herstellers”.
Quellennachweise
"Wirtschaftsgeschichte des Hilchenbacher Raumes", Die Entfaltung der Wirtschaft im nördlichen Siegerland seit dem Mittelalter von Friedrich-Wilhelm Henning, Copyright
Hilchenbacher Geschichtsverein e.V., Hilchenbach 1987
Informationen über die Entstehung des Verkehrs, über Straßen im Mittelalter und über alte Straßen, Wege und Burgen im Allgemeinen und in Südwestfalen im Besonderen
stammen aus dem Werk “Vergessene Wege - Das historische Fernwegenetz zwischen Rhein, Weser, Hellweg und Westerwald, seine Schutzanlagen und Knotenpunkte von Dr.
Herbert Nicke, Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen, Band 9, Martina Galunder-Verlag, Nümbrecht 2001
Weitere Informationen stammen aus aufgenommenen mündlichen Darstellungen, die anläßlich der Teilnahme an einer “sinnlichen Wanderung”, die zur Eröffnung des
Rothaarsteigs unter dem Thema “Neben der Spur - Mittelalterliche Straßen am Rothaarsteig” von Rüdiger Grebe aus Bad Berleburg sehr sachkundig durchgeführt wurde, von ihm
ausgeführt wurden
Ergänzende Informationen stammen von der in der Nähe der Ederquelle an der Kohlenstraße angebrachen Informationstafel mit dem Titel “Die Kohlensraße”, die dort seit dem
Jahr 2001 den Wanderer mit Informationen versorgt. Von dieser Tafel ist auch das Bild 9 mit dem Pferdefuhrwerk
Informationen über das Denkmal am Holzklauer Schlag entstammen der dort angebrachten Schautafel. Die Bilder 17 bis 21 stammen nicht von Hilchenbacher Stadtgebiet
sondern wurden am Holzklauer Schlag zwischen Oberholzklau und Hünsborn aufgenommen. Bild 21 ist ein Detailaufnahme von der Schautafel am Holzklauer Schlag. Die
Information über die Untersuchung und Beschaffenheit des Grenzsteins am Holzklauer Schlag stammt aus einem mündlichen Vortrag während der Führungen anläßlich der
Eröffnung des Denkmals am Holzklauer Schlag am 9.9.2001 von Eike Hammel
Die Informationen über die Numerierung der Grenzsteine zwischen Kurköln und Nassau stammen aus dem Werk von Gustav Siebel, “Die Nassau-Siegener Landhecken, Eine
Untersuchung der kölnischen Hecke und gleichartiger Wehranlagen bei Siegen, Siegerländer Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Heft 12, Siegen 1963, herausgegeben
im Auftrag des Siegerländer Heimatvereins von Wilhelm Güthling
Alte Straßen im Siegerland” von Hermann Böttger, Siegerländer Heimatkalender 1959, 34. Jahrgang, hrsgg. vom Siegerländer Heimatverein e.V., Siegen, Buchdruckerei
Vorländer, Siegen - Verlag für Heimatliteratur
Siegerländer Heimatkalender 1967, 42. Jahrgang, hrsgg. vom Siegerländer Heimatverein e.V., Siegen, Buchdruckerei Vorländer, Siegen - Verlag für Heimatliteratur
Alle Bilder sind eigene Aufnahmen
Haben Sie Anmerkungen zu unserer Site "ahlering.de" oder zur Site über die mittelalterlichen Straßen auf Hilchenbacher Gebiet oder in der
Nähe Hilchenbachs? Mailen Sie uns. Wir freuen uns auf Ihre Meinung.
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